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Detlev Vonde (Hrsg.)
50 Jahre Politische Runde
der
VHS Solingen/Wuppertal
Festschrift
Oktober 2011, Euro 12,00 [D]
Paperback, 200 S.
ISBN: 978-3-935421-79-9
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"Runde 50": Politische Runde feiert Jubiläum
Jahr für Jahr kommen bekannte Personen aus
Politik, Wissenschaft und Kultur montags
nach Wuppertal und bringen stets beides mit:
Kompetenz und spannende Themen seit 50
Jahren.
In der Politischen Runde der Volkshochschule
werden seit dem 2. Oktober 1961 zentrale
Themen der Zeit von ausgewiesenen Experten
aufgegriffen und mit dem Publikum diskutiert:
aktuell und kontrovers, offen und kritisch.
Diese Festschrift erinnert mit vielen Texten,
Bildern und Dokumenten an diese aufregenden
Jahre. Und erfüllt zugleich in hohem Maße das
Qualitätskriterium der »Nachhaltigkeit«,
ins besondere weil hier die Perspektive einer
Rück schau auf die Geschichte der »Institution«
verbunden wird mit Beiträgen zur zukunftsfähigen
Entwicklung von Politik und Gesellschaft und
der künftigen Rolle einer darauf orientierten
politischen Bildung.
Leseprobe
Vorwort
von Monika Biskoping
Die Politische Runde wurde im Oktober 1961 gegründet als Reaktion auf den Bau der Mauer, die über 28 Jahre hinweg das Land
teilte. Die Gründung war ein Reflex auf das Geschehen dieser
Zeit. Sie feiert damit in diesem Jahr ein erstaunliches und in der
politischen Erwachsenenbildung seltenes Jubiläum. Im Laufe der
Jahre wurde sie zum festen, durchaus renommierten Bestandteil des Programmangebotes der Wuppertaler Volkshochschule.
Man darf ohne zu übertreiben- sagen, sie hat seitdem Maßstäbe
gesetzt, nach innen wie nach außen. Sie hat die politische
Bildungslandschaft in der Stadt Wuppertal und im Land
Nordrhein-Westfalen insofern bereichert, als sie einen eigenen,
unnachahmlichen »Stil« geprägt hat. Die Politische Runde hat
moderne methodisch-didaktische Erkenntnisse der politischen
Bildung zu einer Zeit vorweggenommen, als die Disziplin selbst
noch eher in den »Kinderschuhen« steckte. Man kann das in den
einzelnen Beiträgen dieser Festschrift sehr gut nachvollziehen.
Montag für Montag ebenso hochkarätige Gäste wie spannende
Themen zu präsentieren, mit dem Publikum zu diskutieren und
dies über 50 Jahre hinweg, das will nicht wie selbstverständlich
gelingen. Edgar Bach, ehemaliger Leiter der Volkshochschule
Wuppertal, hat vor einigen Jahren einmal angesichts der Komplexität
dieser Aufgabe formuliert, dass der verdiente Gründer
der Runde, Otto Roche, beim »Anspruch an die eigene Leistung
keine Kompromisse« kannte. »Durchzuhalten war das nur, weil
er, als Historiker und politischer Mensch, die Weiterbildung und
insbesondere die Politische Bildung als gesellschaftlich unverzichtbare
Aufgabe, zu seiner persönlichen Sache machte.«
Vermutlich liegt darin, ich möchte es einmal Authentizität nennen, das Geheimnis des Erfolges der Politischen Runde, der sich
so viele Menschen angeschlossen haben und deren Weg damit
über viele Jahre hinweg auch in die Volkshochschule führte. Vor
allem aber bin ich froh darüber, dass auch nach Otto Roches
Tod die Politische Runde bis heute weiterexistiert. Dr. Detlef
Vonde hat als Fachbereichsleiter für Politische Bildung ab 2002
auch die konkrete Umsetzung des Programms der Runde in die
Hand ge nommen und so die Nachfolge Otto Roches angetreten;
dies mit leicht verändertem Konzept, aber immer mit einem
qualitativ anspruchsvollem Programm und vor allem lebhaft
wie eh und je.
Die besondere Qualität der Runde wird u.a. dadurch geprägt, dass
renommierte Fachleute als Gäste auf ebenso kompetente Moderatoren und Moderatorinnen mit ihrem je eigenen Stil treff en.
Langeweile ist Montag abends in der Volkshochschule ein Fremdwort und das jeweilige Thema nach neunzig Minuten keineswegs
passé. Dazu tragen die langjährigen Teilnehmer / innen bei, die
der Runde nun schon Jahrzehnte lang die Treue halten, ebenso wie
das wechselnde Publikum, das sich spontan für einen bestimmten
Themenabend entscheidet. Auf diese Weise werden Besucherzahlen erreicht, die in der politischen Erwachsenenbildung durchaus
Seltenheitswert haben. Und dies regelmäßig an mehr als 30 Abenden
pro Jahr. Das ergibt inzwischen die stolze Summe von mehr
als 80.000 Teilnehmer/innen in mehr als 1600 Veranstaltungen
seit 1961. Aber nicht nur diese »Kultur der großen Zahl« macht
die Bergische VHS stolz auf ihre Traditionsreihe.
Wenn die Politische Runde jetzt ihr 50jähriges Bestehen feiern
kann, dann hat sie damit die Messlatte in Sachen Kontinuität
und Qualität politischer Bildung im gesamten Land sehr hoch
gelegt.
Ich glaube, die Politische Runde heute würde Otto Roche gefallen, auch wenn sie inzwischen etwas anders ist. Noch immer wird
durch diese »Institution«, wie sie von Fachleuten auch bezeichnet
wird, die politische Kultur in der Stadt Wuppertal erheblich
geprägt. Wir können dies durchaus als Auftrag begreifen, uns
für eine echte politische Bildung im Sinne des nordrheinwestfälischen Weiterbildungsgesetzes stark zu machen, die ihren Namen
verdient. Nicht zuletzt zum Wohle von Demokratie und Toleranz
in einer zukunftsfähigen Stadt.
Soziologische Reflexionen über ein
Unikum: die Politische Runde
(Auszug)
von Volker Ronge
»Die Politische Runde ist ein offener Gesprächskreis der
VHS Wuppertal..., in dem jeden Montagabend außerhalb
der Schulferien politische Probleme offen und
kontrovers diskutiert werden, wobei wir den Begriff
Politik nicht eng definieren. (...) Unsere ARENA in der
VHS ist stets gut besetzt, wir sind im Durchschnitt stets
70 Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Die Teilnehmer
es kommen natürlich auch Gäste bilden einen
signifikanten Querschnitt unserer Stadt (vom Rentner bis
zum Studenten/Schüler), sodass eigentlich immer offene
Diskussion garantiert ist. (...) Alles vollzieht sich im
Rahmen politischer Erwachsenenbildung an einer kommunalen
Einrichtung der Weiterbildung. Natürlich weiß
die Presse davon, weil die Zeitungen unsere Programme
erhalten.«
Die Politische Runde, dieser seit nunmehr 35 Jahren ununterbrochen
bestehende Kurs der Wuppertaler Volkshochschule, ist
kein Gegenstand, dem es an Beobachtung ermangelt hat. Damit
meine ich nicht nur die »Selbstbeobachtung« derjenigen, die kontinuierlich
oder sporadisch, als eingeschriebene Kursteilnehmer
oder als Gäste sowie als Teilnehmer an den vielen Studienreisen
den Teilnehmer- oder Mitgliederkreis der Politischen Runde
1 zuerst erschienen in: Festschrift zum 35 jährigen Bestehen der
Politischen Runde der VHS Wuppertal, Wuppertal 1996
2 Otto Roche, der Leiter der Politischen Runde, in einem Brief vom
11.01.1989 an einen zum Vortrag eingeladenen Referenten
bilden. Einer reflektierenden Beobachtung wurde die Politische
Runde auch »von außen« vielfach unterzogen: insbesondere im
Zusammenhang der diversen Jubiläen, die im Verlauf ihrer langen
Geschichte angefallen sind und für die jeweils kleine »Festschriften«
erstellt wurden. Nein, die Politische Runde ist so intensiv
beobachtet und beschrieben worden wie kein anderer VHS-Kurs
was natürlich dadurch bedingt ist (oder auch indiziert), dass
sie nicht irgendeinen Kurs darstellt, sondern sich zu so etwas wie
einer festen, eigenständigen Institution entwickelt hat, die eine
gewisse sachliche, zeitliche und soziale Stabilität aufweist.
Kann all dem, was über die Politische Runde schon gesagt
bzw. geschrieben wurde, überhaupt noch etwas Originelles hinzugefügt
werden? Die Politische Runde ist unserer Kenntnis
nach bislang noch nicht wissenschaftlich beobachtet (analysiert)
worden. Das ist an sich nicht weiter aufregend, weil die Welt
natürlich voller Gegenstände ist, die keiner wissenschaftlichen
Beobachtung unterzogen wurden und werden. Andererseits dient
eine wissenschaftliche Analyse der Politischen Runde nicht ihrer
»Adelung«, sie soll vielmehr Erkenntnis bringen.
Die Aufnahme eines (und deshalb auch dieses) Gegenstandes
in den Beobachtungskreis der Wissenschaft bedarf übrigens
keiner besonderen Begründung oder gar Rechtfertigung, wenngleich
sich die Veranlassung zur Forschung natürlich in der Regel
rekonstruieren (und, wie es manche fordern, »offenlegen«)
lässt. Jedoch kommt es auf diese Thematisierungsveranlassung
als solche, wissenschaftlich gesehen, wenig an; »wissenschaftlich«
wird eine Beobachtung vielmehr erst, nur dadurch, dass sie
durch bestimmte Fragen geleitet wird, die dem wissenschaftlichen
Diskurs (mit seinen Theorien, Hypothesen, Argumenten)
entnommen sind und sich auf diesen wiederum beziehen.
Nun gibt es die Wissenschaft und die Forschung nicht als
solche, sondern nur in der differenzierten Gestalt von Disziplinen.
Wie der Titel ausweist, soll die Politische Runde hier aus
soziologischer (oder, etwas allgemeiner, sozialwissenschaftlicher)
Perspektive betrachtet werden. Bevor aus diesem disziplinären
Kontext heraus spezifische Analysefragen formuliert werden, ist
eine Bemerkung zu machen, die auf Schwierigkeiten hinweist, die
eine soziologische Beobachtung der Politischen Runde auswirft:
Unikate (wie z.B. einzelne Individuen) sind des Soziologen Sache
eigentlich nicht. Soziologische Erkenntnis resultiert prinzipiell
aus dem Plural von »Gegenständen«, seien es Individuen, Organisationen,
Gesellschaften oder was auch immer. Nicht immer
freilich müssen Phänomene im Plural untersucht werden, nicht
immer erfolgt die Forschung als Vergleich (der allerdings den eigentlichen «Königsweg« bildet), aber die Analyse eines Einzelfalls
erfolgt doch immer »in Kenntnis«, »im Lichte«, von mehr oder
weniger bekannten (erforschten) einschlägigen anderen Fällen
und unter Bezug auf diese. Wenn oder insofern die Politische
Runde ein Unikat »ohne (vergleichbares) Beispiel« darstellt, tut
sich die Soziologie deshalb schwer damit.
Wir verfolgen unsere soziologische Absicht gleichwohl aber
erst, nachdem wir diese erforderliche Relativierung angesprochen haben. Mit welchen Fragestellungen gehen wir die Politische
Runde an? Es sind zwei Aspekte, für die wir uns interessieren; sie
werden gleich explizit benannt. Ganz einfach formuliert, wollen
wir wissen, »was die Politische Runde ist«. Eine solche »phänomenologische«
Frage wird vom Soziologen allerdings sofort in eine
funktionale »übersetzt«: Eine soziale Institution ist, jedenfalls in
hohem Maße, das, was sie tut (bzw. leistet). Ihre Existenz wird, m.
a. W., interpretiert als eine »Lösung« für ein Problem, als Leistung
im Hinblick auf ein (sozial) definiertes Bedürfnis oder Defizit.
Die beiden analytischen Fragen im einzelnen:
1. Welche Funktion(en) erfüllt die Politische Runde? Diese
Frage verweist wegen der institutionellen »Aufhängung« der
Politischen Runde als Kurs in einem entsprechenden Fachbereich
der VHS auf den Funktionskontext, in dem sie steht: die sog.
Politische Bildung(sarbeit). Damit ist jedoch mitnichten schon
alles klar. Denn unterstellt wird in der soziologischen Betrachtung immer, dass die deklarierte Funktion/Leistung nicht mit der
faktischen übereinstimmen muss. (Soziologen unterscheiden in
dieser Hinsicht noch etwas komplizierter: zwischen formell und
informell, zwischen manifest und latent.)
2. Was ist die Politische Runde unter dem Aspekt sozialer Organisation? Hinter dieser (nur scheinbar »phänomenologischen«)
Frage steht ein theoretisches Konzept, in welchem die »organisierte
Form« von sozialen »Tatbeständen« oder »Gebilden« eine
Besonderheit bildet. Die soziale Welt besteht mitnichten nur aus
Organisationen; es gibt noch ganz andere Typen sozialer »Systeme«
oder Kollektive: einfachere wie z.B. ein Gespräch, ein
Kaffeekränzchen, ein Seminar usw.; und komplexere oder besser:
anders komplex strukturierte wie z.B. die Gesellschaft oder die
Familie, die Gruppe, die »soziale Bewegung« usw. Bezogen auf
die Politische Runde lautet unsere Frage, ob oder in welchem
Maße sie eine Organisation ist und ggfs. was für eine. Diese Frage
kommt natürlich überhaupt nur dadurch auf, dass die Politische
Runde prima facie eine Reihe von Stabilitätsmerkmalen aufweist,
die im Verhältnis zu ihrem offziellen Status als »flüchtiger« Kurs
an der VHS ungewöhnlich sind. Als tendenzielle Organisation ist die Politische Runde erklärungsbedürftig; als »einfacher«
Kurs wäre sie es nicht.
INHALT
Zum Geleit
Hannelore Kraft
Ministerpräsidentin des Landes NRW
Peter Jung
Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal
Vorwort
Monika Biskoping
Pädagogische Leiterin der Bergischen VHS
Einführung
Detlef Vonde
Zahlen und Fakten
Erinnerungen
Harald Becker
Otto Roche und die Politische Runde
Hans-Jürgen Schürhoff
Reisen und Lernen Politische Runde unterwegs
Claudia Roche
Innenansichten: Leben mit der Runde
Volker Ronge
Soziologische Reflexionen über ein Unikum:
die Politische Runde
Stefan Seitz
Frische Luft fürs Gehirn
Michaela Heiser
»Haben Sie eigentlich mein Buch schon gelesen?«
Themen und Referenten
Aufmerksamkeiten
Perspektiven
Detlef Vonde
Von »Gottesfurcht und Vaterlandsliebe« zum
Bürgerengagement 2.0
Historische Aspekte politischer Bildung
Hans J. Lietzmann
Über »unzufriedene Demokraten«, direkte Demokratie
und politische Bildung in der Zivilgesellschaft
Wolfgang Benz
Vorurteile, Ressentiments und Feindbilder
Aufklärung als Ziel politischer Bildung
Dokumente
Fotos
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