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Leseprobe
Vorbemerkung
in der dem Leser bedeutet wird, dass ein Roman manchmal nur
das Viertel eines größeren Romans ist
Die Zeichen der Vier
»Kurze Sätze, abgehackte Handlungen, ein gedankliches
Durcheinander. Diesem Buch fehlt eindeutig ein knackiger
Schreibstil.«
Man muss schon hinabsteigen in die Niederungen der Amazon-Rezensionen, um Negatives über einen Kriminalroman von Astrid
Paprotta zu finden. Auf Schritt und Tritt begegnen einem Lob & Preis:
»Selten hat ein Autor oder eine Autorin den Wahn, eine der unbegreiflichsten
Triebkräfte des Mordens, so überzeugend gestaltet.
Wenn nicht alles täuscht, ist Astrid Paprotta eine deutsche
Nachfolgerin der großen Patricia Highsmith.«
(Tobias Gohlis, Die Zeit,18/2002)
Vier Kriminalromane um die Protagonistin Ina Henkel hat Astrid
Paprotta zwischen 1999 und 2005 veröffentlicht, bevor sie das »Spiegelungen
« übertitelte Projekt für beendet erklärte und Ina Henkels
Dasein zum abgeschlossenen Kapitel.
»Ich halte nicht viel davon, eine Serienfigur immer und immer
weiterzuschreiben, nur weil die nette Buchhändlerin sagt: ›Da
drüben ist die Ina-Henkel-Reihe‹. Manchmal sind Geschichten
zu Ende erzählt.« (aus einem Interview mit literaturnetz.de)
Dabei hätte es sich die Autorin in der Sonne ihres Ruhms behaglich
und die freundliche Buchhändlerin glücklich machen können. Was
es an Preisen für deutsche Krimischaffende zu gewinnen gibt, hat sie
gewonnen: den Deutschen Krimipreis 2005 für »Die ungeschminkte
Wahrheit« (2004), den Glauser 2006 für »Die Höhle der Löwin
«(2005). Mehr ist für Krimis hierzulande nicht zu ernten.
Eine Debütantin war Astrid Paprotta, als 1999 »Mimikry« erschien,
nur im Rahmen des Krimifachs. Ihre vorangegangenen
Aktivitäten bewegten sich zwischen kulinarischer Feldforschung im
Discounter-Segment (»Aldidente. 30 Tage preiswert schlemmen. Ein
Discounter wird erforscht«, 1998, mit Regina Schneider), den Grotesken
von Kino- und Fernsehwerbung (»Melitta-Mann jagt Dr. Best.
Ein Roman wie Schokolade«, 1996, mit »Privatermittlerin Hertha von
Düren« und auf Tatsachen beruhenden Milieustudien aus der Frankfurter
Bahnhofsgegend (»Der Mond fing an zu tanzen«, 1997).
Schreiben schien die »gelernte Psychologin und freie Journalistin« also
zu können, als sie sich für den Kriminalroman entschied oder, genauer,
als sich der Kriminalroman für sie entschied.
»Wichtig sind die Geschichten, die Menschen, das Leben, die
Liebe, der Tod. Das Vexierspiel, die Außenwelt, die zum Alptraum
im Innern werden kann. Was Sie dann damit anfangen,
müssen Sie selber wissen. Die Nachbarin sagt: ›Jetzt haben Sie
Krimis geschrieben, die sind doch alle gut besprochen worden,
da können Sie doch auch mal einen Roman schreiben.‹ Wenn
auf dem Buch Kriminalroman steht, finde ich das aber schöner.«
(www.astrid-paprotta.de/basics.html)
Die hier vorliegende Studie zu Astrid Paprottas Ina-Henkel-Romanen
wurde nicht zur Beruhigung der besorgten Nachbarin verfasst.
Eine durch exegetisches Umtaufen zu bewerkstelligende Adelung der
»Nur-Krimis« zu »Vollromanen« wird ebenso wenig stattfinden wie
der Versuch, Krimi als für die Analyse lästige und auch lässliche Hülle
von einer wo und wie auch immer verborgenen »literarischen Botschaft
« zu ziehen. Ganz im Gegenteil. Die vier Kriminalromane Astrid
Paprottas sind Kriminalromane, weil sie nur als Kriminalromane
funktionieren, weil die Zeichen der Vier nur im Kontext eines Genres
lesbar werden, dessen Flexibilität wohl nicht gegen Unendlich, aber
doch in Bereiche tendiert, die jeder altbackenen und zumeist auf
Arroganz und Unkenntnis beruhenden Definition Hohn sprechen.
Zwischen 1999 (»Mimikry«) und 2005 (»Die Höhle der Löwin«)
erzählt Astrid Paprotta die Geschichte der Kriminalhauptkommissarin
Ina Henkel, doch nicht nur deshalb erscheint es angebracht, die vier
Romane als einen einzigen langen Text zu lesen und zu interpretieren.
Krimiserien gibt es wie Sand am Meer, sie befriedigen das Identifikationsbedürfnis
der LeserInnen und bestechen selten durch präzise
nachgezeichnete biografische Entwicklungen ihrer Protagonisten. Bei
Astrid Paprotta schon; und mehr noch. Ina Henkels Entstehen, ihr
Werden und endliches Verschwinden konstituieren ein faszinierendes
Gebilde »Wirklichkeit«, ein zwar verwirrendes, dabei jedoch plausibles
Spiegelkabinett, eine Welt aus gestörter, falscher und missverstandener
Kommunikation mit sich selbst und mit anderen.
Es soll also beim Lesen der Zeichen der vier Kriminalromane von
innen nach außen, aus dem Individuum über seine Koordinatensysteme
bis zur alles umschließenden »faktischen Realität« vorgegangen
werden. Eine werkimmanente Interpretation, die jedoch in den Kontext
von Kriminalliteratur allgemein zu stellen ist. Ein längeres Gespräch
mit der Autorin rundet die Studie ab, ein bibliographischer
Anhang von Thomas Przybilka dokumentiert in Auswahl die Rezeption
eines in der deutschen Krimilandschaft in solcher Intensität und
Tiefe kaum ein zweites Mal zu besichtigenden Werks.
Die Titel der Reihe:
Die Titel des Nordpark-Verlages können über jede gute Buchhandlung bezogen werden.
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N o r d P a r k
V e r l a g
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