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Löns, Hermann:
Duodez

Satire.
Mit einem biographischen Beitrag
und einer Zeittafel von Thomas Dupke.
Die Besonderen Hefte
Heftbroschur mit Schutzumschlag
28 S., handgeheftet; 2001; EUR 5,50
ISBN: 978-3-935421-01-0


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"Man wird dort freilich sehr schnell alt,
aber man bleibt es auch lange.
Deshalb ist es allen Leuten,
die weiter nichts vom Dasein verlangen,
auf das Angelegentlichste zu empfehlen,
sich dort niederzulassen
und ein stilles Leben zu führen,
ein Leben in Duodez."





Nach mehr als einem Jahrzehnt hektischer, journalistischer Arbeit nimmt Herrmann Löns im beschaulichen Bückeburg eine Stelle als Chefredakteur der "Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung" an, voller Hoffnung, in der Provinz mehr Muße für seine literarische Arbeit zu finden. Dies stellt sich als ein schmerzliches Mißverständnis heraus, daß nach anderthalb Jahren abrupt von seinen Arbeitgebern beendet wird.

In der engen Welt des Kleinstaates ist kein Platz für den unsteten Löns, er bleibt ein Fremdkörper in der vom fürstlichen Hof dominierten Hierarchie.Der zutiefst beleidigte Löns reagiert mit der schneidenden Satire Duodez, in der er mit beißendem Spott die enge Welt des Fürstentums Schaumburg-Lippe beschreibt. Auch neunzig Jahre später hat der Text nicht an Schärfe verloren. Der Literaturwissenschaftler Dr. Thomas Dupke beschreibt in einem biographischen Beitrag Löns Aufenthalt in Bückeburg und in einer Zeittafel Leben und Werk von Hermann Löns.





Leseprobe




Lauter törichte Nichtigkeiten
Hermann Löns in Bückeburg.



Von Thomas Dupke


Als Familienvater zog Löns die finanzielle Sicherheit vor, und suchte nach einer Möglichkeit, die journalistische Brotarbeit mit seinem schriftstellerischen Ehrgeiz zu vereinbaren. Im Herbst 1907 hörte er von einem Redakteursposten, der ihm diese Chance zu bieten schien. In Bückeburg, der Residenzstadt des Fürstentums Schaumburg-Lippe, war die Stelle des Redakteurs der »Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung« frei geworden. Löns glaubte, daß er in dem gerade mal 45.000 Einwohner zählenden Fürstentum, das westlich von Hannover lag, mehr Ruhe für seine literarischen Projekte finden würde als in der Großstadt Hannover. In einem Brief an den Hofkammerrat von Bülow, der als Mitglied des Zeitungskonsortiums über die Einstellung mitentschied, läßt Löns dieses Motiv durchscheinen: »Gegenüber dem aufreibenden Leben bei einer Zeitung, die mit schwerer Konkurrenz zu kämpfen hat, sind die Verhältnisse in Bückeburg für mich als Schriftsteller zu günstig, während ich hier nicht dazu komme, an größere ernste Arbeiten zu gehen.«

Tatsächlich bot Bückeburg ein völlig anderes Umfeld als Hannover: Das Fürstentum Schaumburg-Lippe, ein Relikt aus der Zeit der deutschen Viel- und Kleinstaaterei, gehörte zu den kleinsten Bundesstaaten des Deutschen Reiches und hatte es wohl nur dem Desinteresse Preußens zu verdanken, daß es nicht wie das Königreich Hannover annektiert worden war. Völlig umschlossen von preußischem Gebiet bot das Duodezfürstentum damaligen Zeitgenossen Anlaß zum Spott, dem sich auch Löns später anschloß, als er die »Schaumburg-Lippische Landeszeitung« verlassen hatte: »Das Fürstentum ist nämlich sehr klein, doch wird seine Kleinheit von böswilligen Leuten vielfach stark vergrößert. So ist es zum Beispiel nicht wahr, daß alle Kegelbahnen im Lande gekrümmt seien, weil sie sonst innerhalb der Landesgrenzen keinen Platz finden würden; auch ist es eine üble Nachrede, daß der Fürst in seinem Hauptjagdreviere, dem Schaumburger Walde, immer nur der Länge nach schieße, aus Angst, anderenfalls kgl. preußische Untertanen im Kreise Minden anzubleien."

Fürst Georg, der von 1893 bis 1911 regierte, war der fast unumschränkte Souverän in seinem Lande; da die Volksvertretung noch nach alten ständischen Prinzipien zusammengesetzt war und der Fürst sogar einen Teil der Abgeordneten auf Lebenszeit bestimmte, hatte eine Opposition keine Entfaltungsmöglichkeit. Selbst die »Schaumburg-Lippische Landeszeitung« war im Grunde genommen nichts anderes als das Propagandainstrument des fürstlichen Hofes. Zwar fungierte ein Konsortium als Eigentümer der Zeitung, in dem neben dem Hofkammerrat von Bülow der Oberstleutnant z. D. Otto von Hirschfeld und Freiherr Georg von Rechenberg zu den Mitgliedern zählten, doch waren sie in erster Linie Strohmänner des Fürsten. Aufgrund seiner Richtlinie sollte die Zeitung »nach Maßgabe des Programmes der konservativen Partei im christlich-monarchischen Sinne« geleitet werden.

Mit dieser politischen Ausrichtung hatte Löns keine Probleme, charakterisierte er sich doch in seiner Bewerbung mit den Worten: »Politisch stehe ich völlig frei da, verfolge eine streng nationale Politik und arbeite, wo ich kann, dahin, die verschiedenen Kasten und Klassen des Volkes zum Gemeinschaftsgefühl zu bringen«. Allenfalls seine Gehaltsforderung schien einer Anstellung im Wege zu stehen, denn Löns verlangte ein zum damaligen Zeitpunkt hohes Festgehalt von 6.000 Mark jährlich. Löns überzeugte in seiner Bewerbung allerdings mit Vorschlägen zur typographischen Verbesserung der Zeitung und zur Gewinnung neuer Anzeigenkunden, so daß das Konsortium seinen Gehaltsvorstellungen entgegenkam. Löns erhielt vertraglich ein Jahresgehalt von 5.000 Mark zugesichert, das mit einer zwanzigprozentigen Beteiligung am Reingewinn des Unternehmens aufgestockt wurde.

Mit dieser finanziellen Absicherung stürzte sich Löns am 1. November 1907 begeistert in die Arbeit, die einen neuen Lebensabschnitt einleiten sollte. Optimistisch berichtet er dem Germanisten Artur Kutscher, den er aus Hannover kannte: »Meine Stellung hier ist absolut autokratisch. Ich kann Format, Preis des Blattes, Annahme der Inserate, Rabatt, Auflagehöhe, Propaganda, kurz alles, bestimmen, worauf ich aber im allgemeinen dankend verzichte. Der Drucker ist ein sehr lieber Herr, das Konsortium eine unsichtbare Dreieinigkeit.« Mit Elan machte sich Löns daran, seine Verbesserungsvorschläge in die Tat umzusetzen: Er gestaltete die Typographie lesbarer, führte ein »Buntes Feuilleton« ein, in dem seine Naturdarstellungen erschienen, und veröffentlichte in unregelmäßigen Abständen Buchbesprechungen in der neuen Rubrik »Literarisches«. In der politischen Berichterstattung kümmerte er sich weniger um die schaumburg-lippische Innenpolitik, die ohnehin kein Gegenstand kritischer Betrachtung sein durfte, als um die Politik Preußens und des Reiches. Energisch wandte er sich in mehreren Artikeln gegen eine Reform des preußischen Drei-Klassen-Wahlrechts, die von den Liberalen und vor allem von den Sozialdemokraten gefordert wurde, um eine Gleichheit unter den Wählern herzustellen. Löns hingegen lobte das preußische Wahlrecht, das gegliedert nach Steuerzahlungen den Begüterten mehr Gewicht verlieh, da es »immer noch einen Damm gegen ein Überfluten der Sozialdemokraten und einen Schutz für den Mittelstand bildete«: »Die Einführung des Reichswahlrechts oder auch die von den Nationalliberalen angestrebte Wahlrechts- und Wahlkreisreform würde uns nicht sieben, sondern siebzig Sozialdemokraten in die preußische Landesvertretung liefern.«

Gemäß seiner konservativen Haltung betrieb Löns eine Politik der Besitzstandswahrung – politisch wie auch wirtschaftlich. Der Redakteur Löns schottete sich strikt vom politischen Gegner ab, dem er einst selbst nahe stand. Darüber hinaus trat Löns für eine expansive Weltmachtpolitik ein, indem er die Maxime der wilhelminischen Außenpolitik übernahm. Er forderte eine aktive Kolonialpolitik, damit Deutschland seine Stellung als Weltmacht behalte, und propagierte eine aktive Flottenpolitik, um England, der herrschenden Seemacht, Paroli zu bieten. Doch gerade mit diesem Engagement lenkte Löns den Unwillen seiner Arbeitgeber auf sich. Am 16. April 1909 schrieb Löns an Julius Haarhaus, einen befreundeten Schriftsteller: »Ich bin für hiesige Verhältnisse abnorm subaltern, wagte sogar grob zu werden, als ich Flottenvermehrungspolitik trieb, denn >je mehr die Werften zu tun haben, um so mehr Arbeiter entziehen sie dem Lande<. Von vornherein nahm man mir übel, daß ich nicht einen Schmeerbauch und Asthma hatte wie mein Vorgänger. Der paßte hierher ...«

Die Hoffnungen, die Löns auf seinen Posten in Bückeburg gesetzt hatte, verliefen sich bald nach der Anfangszeit. Löns mußte feststellen, daß seine Tätigkeit keineswegs so geruhsam verlief, wie er es sich vorgestellt hatte. In seiner autobiographischen Skizze macht er seiner Enttäuschung Luft: »Ich hatte bei all den schönen Versprechungen, die man mir machte, nicht geahnt, daß hier außer Setzen und Zeitungsaustragen der Redakteur beinahe alle andere Arbeit zu tun hat, die es bei einer Zeitung gibt. Arbeit, die nie abriß und aus lauter törichten Nichtigkeiten bestand, dazu gar kein geistiges Leben, kaum ein Mensch, der mir innerlich etwas bot, und eine Landschaft, die zuerst ganz nett aussah, mich aber bald recht langweilte.«

Löns hatte den Arbeitsaufwand bei der »Schaumburg-Lippischen Landeszeitung« einfach unterschätzt, zumal er auch noch weiterhin die Glosse für das »Hannoversche Tageblatt« schrieb und diese Mitarbeit erst im September 1908 einstellte. »Ich armes Tier sitz und schmier den ganzen Tag und habe so wenig Lust und Zeit zum privaten Schreiben«, klagte Löns in jenem Monat.

(Aus: Hermann Löns: Mythos und Wirklichkeit. Eine Biographie von Thomas Dupke. 1994 Claassen Verlag, Hildesheim, jetzt München)





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Info:

Hermann Löns
(auch: Fritz von der Leine, Ulenspiegel)
Geboren am 29.8.1866 in Kulm/Westpreußen; gestorben am 26.9.1914 bei Reims
Der Sohn eines Gymnasialprofessors wuchs als ältestes von 14 Kindern in Deutsch-Krone/Pommern auf, wo er erste systematische Naturstudien und literarische Versuche unternahm. Er machte das Abitur in Münster, brach wegen eines angestrebten Studiums der Naturwissenschaften mit dem Elternhaus, scheiterte aber wegen exzessiven Alkoholkonsums. Er wurde Journalist, 1891 in Kaiserslautern, 1892 in Gera, 1893-1909 bei verschiedenen Zeitungen in Hannover. Seit 1909 lebte er als freier Schriftsteller. 1911/12 reiste er ein Jahr durch Europa. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Freiwilliger. Er fiel bei Reims.
Projekt H Gutenberg (Spiegel.de)

Thomas Dupke, 1963 in Oberhausen geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaft in Essen und promovierte 1993 in Berlin mit einer Arbeit über »Hei-mat, Volk und Natur in der Moderne«. Im Claassen Verlag erschien 1994 die Biographie: »Hermann Löns: Mythos und Wirklichkeit«, die hiermit nachdrücklich zur Lektüre empfohlen wird.

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