N O R D P A R K
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R L A G
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Christoph Kleinhubbert
alles auf einmal
Gedichte
Heftbroschur mit Schutzumschlag
92 S.; 2014; EUR 6,50;
Die besonderen Hefte
ISBN: 978-3-943940-03-9
Leseprobe
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Christoph Kleinhubbert schreibt Poesie, die leicht ist und schwer, spröde und zart, hart und laut und böse und verletzt. Hier ist Verharren und Wahrnehmen, und dieser kleine Spalt im Alltag, der Erkenntnisse freilegt, Wahrheit und Empfindung. Hier ist Lyrik aus dem Emscherdelta, eine herbe Stimme, die es in Worte fasst, das Leben mit Stadt, Land, Müll und Tod - alles auf einmal …
Die Besonderen Hefte |
Die Besonderen Hefte werden in der Werkstatt des NordPark Verlages von Hand gesetzt, in kleinen Auflagen auf dem chlor-, säurefreien und alterungsbeständigen Geese Werkdruckpapier Alster gedruckt, handgefalzt und hand(faden) geheftet und in feines Geese-Vorsatzpapier PASSAT eingeschlagen.
Jedes Heft ein Unikat und Sammlerstück zu beinahe strafwürdig niedrigen Preisen zwischen 5,50 und 6,50 €.
(Musenblätter)
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Ausführliche
Leseprobe (pdf-Datei)
Als ich zur Welt musste, war alles schon für mich da.
Von Willie Dixon und Howlin‘ Wolf hab ich den Blues genommen.
Die Flamme kam von Keith Richards.
Die Explosion des frühen Lichts fand ich bei Otto Dix.
Worte und Sätze schrieb Ludwig Fels.
Seitdem bin ich erfüllt mit Erstaunen. Steh in fragender Haltung mit offenem Mund an Straßenecken. Lieg im Fenster. Die Angel im Kanal. Bratwurstbrötchen am Spielfeldrand. Flaschenbier an der Bude. Folge der Routine des Alltags, dem Lauf der Dinge.
Ich bin hier und ich will verstehen.
Emscherdelta, Oktober 2014
stadt.
dornfeld
angekommen im dornfeld jahrgang zwanzigzehn
der morgen beginnt unaufhaltsam wieder ohne uns
unschlagbar wie toll wir doch sind
im erklärn so lächerlich geradezu nichts
unsere kotbäuche schleifen auf dem boden
wenn wir uns zum himmel recken und
wir werfen keinen schatten
ein tag im leben
es ist schon ein glück zu leben auch
wenn im leben noch so viel fehlt
die sitzbänke in der stadt
stehen in der sonne und sind zu braun lackiert
bin im rausch
mein herz trinkt immer noch blut
ich bin das was ich immer war
zwing mich gerade zu gehen
in der sonne zerplatzen alle farben
zu schmerzweiss und
lange zeit kann ich gar nichts mehr sehen
die stadt hat wieder
wie gewohnt stadtleben
der wolf im schafspelz
hundesdreck
schnäpchenjagd
ein sterbender im schlafsack
drehfleisch
handytarife
ein kind schreit
leerstand
ausverkauf
rampensau eine
zerdrückte coladose
mcdonalds papier
girokonto werbung
ein tag im leben
schlagseite
hab einen blick auf die wörter
die wahrheit ist die lüge in ihnen
starrt auf mich zurück
da war ein satz wie:
ich bin ein berliner
ich höre den worten hinterher die fielen
aus der luft gegriffen schwere welle
wiederholt wurd freiheit versprochen und
ein ort weiter ist der himmel ein ganz anderer
die mauersegler sind schon in südafrika
da war ein satz wie:
die mauer wie ich sie sah
ist nicht mehr da
bin mir selbst der nächste
mir gegenüber am wenigsten fremd
und: verteidige meine distanz
da war ein satz wie:
wir zahlen und zahlen und
wir haben die löcher in den straßen
der himmel über berlin
sieht rosig aus
ostersonntag
die stadt ist immer auch ein labyrinth
für zwerge jederzeit in allerweltlicher
ordnung in sauber aufgestellten reihen
die autos der sonntagsfahrer vorm gemeindepark
sauber gekämmt gegeelt in
fadenscheinige anzüge gestellt
am hals gebunden fürs feierliche kirchgehen
ihren angstschweiß erstickt
mit schwerem parfüm
sie kommen und gehen und
fallen um
stehen nie wieder auf
brüssel februar 1983
leuchtreklamen
vogelscheisse auf den dächern
der fahle mond meine schritte
auf dem klammen kopfsteinpflaster
die sirenen der rettungswagen
die traurigen huren in den bunten fenstern
all das
es ist einfach zu viel
der eisige februarwind
jüdisches schawarma um mitternacht
in einer ranzigen imbissbude
die angst hinter den türen
der nächste morgen weisswein
warme croissants mit erdbeermarmelade
glänzende atomkugeln im mittagslicht
zu viel
all das
es ist einfach zu viel
abends donnern die motten an meine scheiben
die stadt schreit ihre sehnsüchte raus
in den zeitungen findest du nichts davon
die zeitungen stehen still
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Literarische Texte und Texte zur Literatur
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