Matthias Dohmen (Hg.)
Sport - Politik - Heimat
Das Willfried-Penner-Lesebuch
Mit Beiträgen von
Matthias Dohmen, Willfried Penner, Klaus Vater, Joachim Macheroux, Ernst-Andreas Ziegler.
Paperback
154. S., 14 Fotos; 2020; 14,00 Euro
ISBN 978-3-943940-70-1
Lieferbar ab 10. Dezember 2020 !!

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Leseprobe (pdf-Datei)
Er hat Weichen gestellt
Einblicke in ein aufregendes Leben und in die Geschichte der Bundesrepublik: Willfried Penner hat Weichen gestellt in der alten Bonner und der neuen Berliner Republik.
Sozialdemokrat aus Überzeugung, Fußballer mit einem anerkannt wuchtigen Schuss, Ehrenbürger der Wuppermetropole.
28 Jahre im Deutschen Bundestag, immer direkt gewählt. Höhepunkte der Karriere: stellvertretender Minister (Parlamentarischer Staatssekretär) auf der Hardthöhe und Wehrbeauftragter. Er war im Gespräch als BND-Chef und
als Bundesanwalt. 2021 wird er 85 Jahre alt.
Die Sambatrasse, Rathaus und Sportplätze, La Paz und Harare, immer wieder der Nützenberg sind »Spielorte« des Geschehens.
Autoren und Herausgeber sind der Journalist Jochen Macheroux, der Kenner der Bonner und der Berliner
Republik Klaus Vater, der »Erfinder« der Junior-Universität, Prof. Dr. h. c. Ernst-Andreas Ziegler, Willfried Penners
Mitarbeiter Bettina Petzold und Guido Large sowie Dr. Matthias Dohmen, Historiker, Journalist und Schriftsteller.
Leseprobe: Vorwort
»Als die SPD noch siegen konnte …«
… hätte dieses Buch auch heißen können. Aber so reißerisch
sollte es nicht sein. Eine solche Wahl des Titels hätte überdies
den Blick auf die Person verstellt, um die sich dieses Werk
dreht. Auch wenn dieser Sozialdemokrat als MdB vier Mal
wiedergewählt wurde, und zwar direkt, 25 Jahre und länger
das Vertrauen der Sportler Wuppertals besaß und aus der
Politik der alten Bundesrepublik nicht wegzudenken ist.
Nebenbei gesagt, nicht nur der alten BRD, sondern auch der
Berliner Republik, war Willfried Penner doch von 2000 bis
2005 Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages.
Da wären wir auch schon mittenmang in dieser schmalen
und doch gewichtigen Veröffentlichung, die die Balance zu
halten versucht zwischen Dokument und Bericht, Politischem und Persönlichem, Texten über Dr. Willfried Penner
und Texten von ihm selbst.
Klaus Vater beschreibt die Hauptperson dieses Werks im
Gefüge der Bonner und Berliner Vorgänge, im Geflecht der
SPD, wie sie mal in der Opposition und mal in der Regierung
war, und im fruchtbaren Dialog von Heimat (sprich: Wuppertal)
und Hauptstadt. Kontinuum in all den Jahren war
übrigens der Fußball, dem der Schüler schon frönte, später
der Stadtverordnete, noch einmal später der Bundestagsabgeordnete,
Parlamentarische Staatssekretär und der Wehrbeauftragte,
der übrigens – eine echte Rarität, wenn nicht ein
Unikat – von vier Fraktionen des Hohen Hauses vorgeschlagen
wurde, nämlich den Grünen, der FDP, der damaligen
PDS und der SPD. Gewählt wurde er mit Stimmen aus
allen Fraktionen, also auch der CDU/CSU.
Höhepunkte seines Lebens beleuchten wir im Folgenden
nicht im Fließtext, sondern zugespitzt in neun Einzelkapiteln, für die wir kompetente Autoren haben finden können.
Nach einem kurzen Blick auf den Familienvater und Ehemann beschäftigen wir uns mit dem Schauspieler, der als
Schüler bereits wortgewaltig auftrat und im damaligen Wuppertaler Schauspielhaus die Bretter betrat, die die Welt
bedeuten. Verbindendes Glied ist dabei die Tochter Julia, die
das Stück über die berühmteste Tochter der bergischen
Metropole, Else Lasker-Schüler, in Szene setzte. Ein Spruch
der wortgewaltigen Expressionistin und Freundin von Gottfried
Benn, der sie verehrte, steht auf dem Grabstein von Katharina
Penner, die uns spätestens vier Kapitel weiter wieder
beschäftigen wird.
Den unermüdlichen Sportler WP beschreibt der Journalist – er kannte »Katinka« Penner noch aus den Tagen der
»Neuen Rhein-/Neuen Ruhrzeitung« – und Weggefährte
Joachim Macheroux. Willfried Penner, heißt es, soll nicht
übermäßig viel auf dem Spielfeld herumgelaufen sein, aber
sein abschließender Schuss sei ein Graus für manchen Keeper
gewesen. Auch als Bundestagsabgeordneter und, eben, Chef
des Stadtsportbundes unterhielt er nicht abreißende Kontakte
ins Tal, wie der Wuppertaler liebevoll seine Heimatstadt
nennt, gratulierte manchem verdienten Vereinsvorsit zenden
wie Hans Tillmanns, dem zu früh verstorbenen legen dären
Vorsitzenden des Nützenberger Turnvereins, brieflich – auf
dem »Nötenberg« ist Penner ja aufgewachsen. Alle möglichen
Fragen beantwortete er mündlich, am Telefon oder schriftlich: Einige Ordner im Vorlass legen Zeugnis davon ab.
Dem hilfsbereiten Politiker, der ein Gespür dafür hat, wo
Not am Mann ist und wo möglicherweise nur er helfen kann,
hat Ernst-Andreas Ziegler ein kleines Denkmal gesetzt. Zwei
Heranwachsenden, die sich in die Fänge der französischen
Fremdenlegion begeben hatten, konnte die vorzeitige Rückkehr
in die Heimat ermöglicht werden. Wie sich diese Geschichte im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-
Ebert-Stiftung niedergeschlagen hat, ist der Vorbemerkung
zu diesem Abschnitt zu entnehmen. Bei dieser Gelegenheit:
Kursiv gesetzter Text zu Beginn eines neuen Kapitels stammt
vom Herausgeber, ebenso wie Abschnitte dieses Buchs, bei
denen keine Verfasserin oder kein Verfasser ausgewiesen sind.
Nun hat ein stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender,
ein Staatssekretär, überhaupt ein Bundestagsabgeordneter
seine besoldeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dass
Will fried Penner eine eigene Art von Humor besitzt und
seinen Bediensteten, von denen er beizeiten einiges verlangt
hat, ein Kümmerer ist, belegt ein Bericht aus der Zeit als
Ombudsmann der Soldaten und ihrer Vorgesetzten. Der Text
ist einem dicken Band entnommen, den man getrost als
Unikat bezeichnen darf und der sich ausschließlich im Besitz
des Ex-MdB befindet. Näheres an Ort und Stelle.
Dass er mit offenen Augen durch die Welt fuhr (und gefahren
wurde), zeigt das Kapitel über die Entdeckung der
Shona-Kunst, die wieder zurückführt zu Katharina Penner,
zu Esther Nowoczin und zu Harald Nowoczin. Und, neben -
bei gesagt, zur Stadtsparkasse, auf die wir ebenfalls zurückkommen
werden.
Zur Kunst gehört bekanntlich die Literatur, und WP, dem
stressigen Berliner und Bonner Politalltag entkommen, liest
heute ausgiebig seine Heimatzeitungen, die WZ und die
Wuppertaler Rundschau, hört und sieht Nachrichten im
Radio und im Fernsehen und gönnt sich auch dicke Bücher.
Über einige wenige spricht er in einem der Kapitel dieses
Rückblicks auf ein Politiker- und Pensionärsleben.
Die Sparkasse wurde schon erwähnt. Dort nämlich, am
Islandufer, hielt Dr. Willfried Penner eine große Rede über
Gott und die Welt, über die Stadt Wuppertal und, wie sie zu
ihrem Namen kam, über Luftangriffe und Judenverfolgungen,
die Reform des Sexualstrafrechts und die »Legalisierung« der
Homosexualität. An jedem 17. Oktober 2012 sprach er auch
über seine Familie, deren Wurzeln sich weit zurückverfolgen
lassen, und seine Mutter, die nicht in die Oper gehen durfte,
weil es dort »zu wüst« zuginge.
Im Kapitel »Penner als Redner« sind ferner Reden dokumentiert, die er vor der IG Metall, deren Gast er häufiger war,
und im Rathaus hielt, aber auch vor dem Plenum des Deutschen Bundestages: zum damalig heiß umstrittenen Thema
Schwangerschaftsabbruch und Selbstbestimmungsrecht der
Frau. Schließlich stellen wir die bislang 14 Ehrenbürger der
Stadt Wuppertal vor – eine stolze Reihe, wenn auch, das wird
nachzulesen sein, ohne Privilegien, wie es Johannes Rau einmal
ausgedrückt hat, der zum Freundeskreis Penners gehörte.
Die Frage von Einflüssen und Einflussversuchen Rechtsradikaler
auf Bundeswehr und Polizei ist aus dem politischen
Diskurs nicht wegzudenken und hat – ein weiteres Kapitel –
auch den Wehrbeauftragten Willfried Penner beschäftigt.
Die entsprechenden Passagen aus seinem ersten Bericht, der
jährlich dem Parlament erstattet wird, haben wir in dieses
Buch aufgenommen.
Schließlich enthält das Lesebuch »Dönekes« genannte
Anmerkungen politischer und persönlicher Art von Willfried
Penner selbst: Menschliches und Allzumenschliches,
Persönliches und Allgemeines, Wuppertal und die weite Welt
betreffend, gewissermaßen zwischen dem Bergischen Land
und Boliviens Hauptstadt La Paz.
Die Liste derer, die ihm zu seinem 65. Geburtstag gratuliert
haben, ist verständlicherweise lang und umfasst so unterschiedliche Persönlichkeiten wie – die folgende Auswahl ist
willkürlich – Burkhard Hirsch, Ulla Jelpke, Fritz Pleitgen, Johannes Rau, Helmut Schmidt, Repräsentanten der SPD und
anderer Parteien und Fraktionen sowie viele Menschen aus
der Wuppertaler Heimat. Bei all diesen Briefen ragt einer
heraus, der des Liberalen Hirsch, der mit WP in der Parlamentarischen Kontrollkommission saß und bienenfleißig zu
fast jeder Sitzung substantielle Beiträge beisteuerte und von
seinem Kollegen hoff, dass er als Wehrbeauftragter »keine
Uniform« zu tragen habe. Eine der originellsten Glückwünsche stammt von Otto mar G. Czichon, Direktor der Augenklinik
in Wuppertal, der seine Grüße auf einem Rezeptblock
verewigte. Und vom legendären Fotographen Jupp Darchinger stammt eine Karte samt Foto vom Januar 1994: »Lieber
Willfried, wir beide sind mit Abstand die Größten. Dein
Jupp«, was den so Geehrten zu der Antwort veranlasste:
»Lieber Jupp, dass wir beide mit Abstand die Größten sind,
darüber wird die Nachwelt zu entscheiden haben. Deine Aufnahme
habe ich erhalten. Hab‘ Dank für deine Mühe.«
Es sind auffallend viele Menschen unter den Gratulanten,
die mit dem Sport verbunden sind. Es sei, kommentierte
seinerzeit der Geschäftsführer des Stadtsportbundes, Volkmar
Schwarz, den Rücktritt Willfried Penners vom Amt des SSB-
Vorsitzenden, »eine Ära zu Ende gegangen«, so zitiert ihn
Andreas Boller in seinem Beitrag für die WZ (25. 4. 2008).
Die journalistischen Beiträge über ihn sind, wie könnte es
anders sein, Legion. Als einen »Mann ohne Eitelkeiten« beschrieb
ihn Gunter Hofmann in der »Zeit« vom 22. 8. 1980.
»Fast unbemerkt auf dem Weg nach oben« sah ihn in der
FAZ vom 1. 3. 1978 Hermann Rudolph. Immerhin: Er war im
Lauf der Jahre als Generalbundesanwalt im Gespräch, als
Chef des BND, als Kanzleramtsminister unter Helmut
Schmidt. Die Vereidigung Willfried Penners als Wehrbeauftragter
des Bundestages »beendet die politische Laufbahn
eines Abgeordneten, der nie in der ersten Reihe gestanden,
stets aber zu den einflussreichen Parlamentariern gehört
hat«, schrieb Günter Bannas in der FAZ vom 12. 5. 2000.
Über einem Porträt derselben Zeitung, das Helmut Herles
schrieb, stand die Überschrift »Staatsanwalt und nicht selbstgerecht«
(27. 6. 1985). Er wurde eben – so Sten Martensen im
»Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt« vom 16. 11. 1980 –
im damaligen Bonn »als Ausnahme gehandelt, als wohltuende«.
Wer den in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn befindlichen Vorlass studiert oder auch nur grob durchsieht, stößt
auf eine große Zahl von vor allem Sport-Vereinen, die Willfried
Penner zu Festlichkeiten einluden oder ihm ihren Kummer mitteilten, wenn etwa der Turnverein Friesen e. V. ihn
1984 zu seiner Jubiläumsveranstaltung bat: »Unser Wunschredner sind Sie, lieber Herr Dr. Penner!« Der Nützenberger
Turnverein NTV, der Langerfelder Turnverein LTV, der
Billard-Sportverein Vohwinkel 1936, der TSV Grün-Weiß,
der Gehörlosen-Sportverein, hunderte andere wandten sich
Klage führend, mit Anregungen, um Teilnahme an Veranstaltungen bittend, an den SPD-Bundestagsabgeordneten.
Vielen habe ich Danke zu sagen, die in der einen oder anderen Form zu diesem Buch beigetragen oder den Herausgeber
ermuntert haben, die Sache zu einem befriedigenden
Ende zu bringen, oder mir Rede und Antwort standen, weil
sie eine kurze oder längere Wegstrecke mit Willfried Penner
bewältigt haben: Axel Bürgener, Axel Claus, Bernd Dillbohner,
Brigitte Dohmen, Klaus Göntzsche, Max Christian Graeff,
Ursel Haarbeck, Tom Hillebrand, Hajo Jahn, Kurt Keil, Holger
Kozanowski, Eckart Kuhlwein, Guido Large, Jochen Macheroux, Karl-Wolfgang Nettesheim, Daniel Penner, David
Penner, Julia Penner, Bettina Petzold, Wolfgang Roth, Karin
Sobania, Klaus Vater, Peter Vaupel, Elke Warwel, Rolf Gustav
Westenberger und Ernst-Andreas Ziegler. Die eine oder der
andere, die in diese Reihe gehören, habe ich sicherlich vergessen.
Leser mögen (ihren eigenen) Namen handschriftlich
nachtragen.
Ein Lesebuch ist so entstanden, das Einblicke gewährt in das
politische und persönliche Leben des Dr. Willfried Penner.
Einblicke auch auf die Bonner und die Berliner Republik, in
der WP gewirkt hat. Einblicke in den Bundestag, auf seine
Fraktionen und mitunter originellen Persönlichkeiten. Wie
schrieb noch am 18. Mai 2001 Dr. Burkhard Hirsch: »Lieber
Herr Penner, es war ein Vergnügen, mit Ihnen im Parlament
zu sein. Sie haben in allen Ihren Funktionen, auch in der von
mir noch nicht erwähnten Aufgabe als Vorsitzender des
Innen ausschusses, eine hervorragende Figur gemacht, und
ich habe alle Veranlassung, Ihnen zu danken, herzlich zu gratulieren, Ihnen alles Gute, Glück und die notwendige Lebens -
freude zu wünschen, die mit zunehmendem Alter immer
wichtiger wird.« Willfried Penner wird am 25. Mai des kommenden
Jahres 85 Jahre alt.
Matthias Dohmen, Oktober 2020
NordPark Verlag
Literarische Texte und Texte zur Literatur
Die Titel des Nordpark-Verlages können über jede gute Buchhandlung bezogen werden.
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