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Otto, Hans-Werner:
Westkotten oder:
Hitler ist kein feiner Mann.
Eine Geschichte.


vergriffen

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BoD



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Leseprobe

»Unsere Generation lieferte wieder neues Material, in dem nach der Unzahl fehlender Gesichter Ausschau gehalten werden konnte«

Willi und Karl, der Volksschüler und der Gymnasiast. Zwei junge Männer, die im Krieg geblieben sind. Sie einte eine ungewöhnliche Freundschaft und ein Versprechen, das sie nicht einhalten konnten.
Hans Werner Otto begibt sich auf die Suche nach ihrer Geschichte, die zugleich eine Barmer Familiengeschichte ist, und beweist einmal mehr, daß er zu den Autoren gehört, die einen ganz eigenen Ton haben, einen eigenen Rhythmus und eine eigene Melodie.
Eine Geschichte um Hoffnung, Verlust und Schuld, geschrieben mit melancholischer Leichtigkeit.





Leseprobe:


Willi und Karl. Der Volksschüler und der Gymnasiast. Eine ungewöhnliche Freundschaft, damals, als man noch unter sich blieb. Aber so sehr verschieden waren die beiden Welten nicht: Karls Vater hatte nichts als ein kleines Pferdefuhrwerk, gehörte also gar nicht zur vornehmen Gesellschaft. Karl war als erster Gymnasiast der Familie der Stolz seiner Eltern und der Zwillingsschwester. Die Zukunft hat er schon geplant, und zwar mit Willi: Karl will nach dem Abitur studieren, Architektur. Inzwischen macht Willi die Maurerlehre, will danach die Fachschule für Bauwesen besuchen, den Bauingenieur machen. Und dann ein gemeinsames Architekturbüro, Karl&Willi. So weit die Pläne.
   Zunächst läuft auch alles nach Plan. Willi wird Maurerlehrling bei der Firma Fritz, wo sein Vater Wilhelm mittlerweile Polier geworden ist. Die bessere Bezahlung macht sich in der Wohnung bemerkbar: jetzt gibt es elektrisches Licht, jeweils einen Lampenanschluss und eine Steckdose in Küche und Wohnzimmer, nur im Schlafzimmer zischt immer noch bläuliches Gaslicht. Vater und Sohn arbeiten auf denselben Baustellen. Für seine kleinen Geschwister ist Willi ein richtiger Erwachsener geworden, für seinen Vater ist er ein Kollege. Sie sprechen darüber, später einmal gemeinsam ein Haus für die Familie zu bauen.
   Als das Weihnachtsbaumfoto aufgenommen wird, ist Willi Geselle. Aber vor die Berufsfachschule hat das Reich den Arbeitsdienst gesetzt, Symbol: der Spaten. Willis Werkzeug ist die Kelle, die ist beim Bau des Westwalls genauso wichtig. Für mehr als ein Jahr ist er in Geilenkirchen stationiert, nicht zu weit fort, aber man kann sich nur an wenigen Sonntagen sehen und schreibt sich viele Karten und Briefe. Artig bedankt sich Willi für den Besuch, fragt noch, ob man gut nach Hause gekommen sei. Auch Karl besucht ihn einmal. Ob es allen gut gehe, will Willi von der Familie wissen, und recht herzlichen Dank für die schönen Fotos. Und für die schöne Mundharmonika, die sie ihm zu Weihnachten geschickt haben. Immer wieder ist die Rede davon, dass Karl trotz Willis Abwesenheit wieder mal lange zu Besuch im Westkotten war, er gehört zur Familie.
   Willi lässt durchblicken, dass er eigentlich mal an der Reihe mit Urlaub ist und vielleicht sogar ein Gesuch stellen möchte. Aber er möchte nicht klagen, fügt er hinzu. Man stellt ja keine Ansprüche, wer ist man schon?
Nur ein oder zwei Mal sehen sich die beiden jetzt, Arbeitsmann Willi und Karl, der kurz vor dem Abitur steht.
   Wie haben die beiden die Nachricht vom Kriegsausbruch aufgenommen? Sie wussten ja, dass auch sie jetzt Soldat werden mussten, spätestens als Polen zerstört war und der Krieg trotzdem immer noch weiter ging, nach Westen gewendet wurde, wo mein Opa, im November 1939 eingezogen, beim Brückenwachkommando in Wesel stationiert war. Dachte Willi daran, dass seine Mutter, die immer noch vom Kaiser schwärmte, vor Hitler gewarnt hatte: "Der ist kein feiner Mann. Der will nur Krieg"?
Vielleicht. Aber da war auch das Abenteuer Soldat, da waren die Flugzeuge. Noch war er nicht eingezogen.
   Willi hat nach dem Arbeitsdienst wieder bei Firma Fritz angefangen, ohne den Vater. Und Karl arbeitet jetzt auch auf dem Bau: Er hat das Abitur bestanden und macht sein Praktikantenjahr. Jetzt können sie sich sehen und ihre Pläne wiederbeleben. Mein Vater sieht seinen großen Bruder selten, obwohl er jetzt doch wieder bei ihnen wohnt. Denn Willi trifft sich nicht nur oft mit Karl, er besucht auch noch die Abendschule, um die Aufnahme in die Fachschule vorzubereiten. Seine Geschwister sind leise, wenn er nach der Arbeit beim Englischlernen einschläft, sie bewundern seine sorgfältigen Bauzeichnungen, die sauber getuschte Schrift darunter, sie hören seinem Mundharmonikaspiel zu, das er jetzt, seit er sich aus Baudraht dieses Mundgestell zurechtgebogen hat, mit der Mandoline seines Vaters begleitet. Acht Monate hat Willi. Acht Monate, um eine Zukunft zu planen und eine Gegenwart zu genießen, in der man ausgehen und sich vielleicht sogar mit Mädchen treffen kann, in der man so tun kann, als gäbe es diesen Krieg nicht. Der Vater bewacht die Rheinbrücke in Wesel, man kann ihn besuchen und ihm zusehen dabei, und er sorgt eine Zeitlang mit seinen beruhigenden Briefen dafür, dass einem der Krieg nicht zu nahe rückte.
Aber irgendwann in dieser Zeit drängt er sich ins Leben,dieser Krieg, Willi und Karl sehen, dass ihre Pläne gefährdet sind, zumindest aufgeschoben werden müssen. Vielleicht ist der Krieg ja ein Abenteuer, aber er ist auch lästig. Sie müssen durch, sie müssen es hinter sich bringen.
   Vielleicht sollen sie sich freiwillig melden? Dann gleich zur SS, meint Karl. Waffen-SS. Dann hat mans später leichter. Er jedenfalls werde das tun, meint Karl.
   Willi nicht. Seiner Mutter, meiner Oma, hat Hitler nie gefallen. Die Wehrmacht, das ist normal, ihr ganzes Leben hat es Soldaten gegeben, sie hat sie bewundert in den schönen Uniformen, sie hat sie schon als Kind besungen, so wie es dem Kaiser, dem feinen Mann, gefallen hat. Aber die SS, das ist Hitler, und der ist kein feiner Mann. Meine Oma ist katholisch. Sie gehört zur Gemeinde Sankt Marien und schickt Willi auch schon mal in die Kirche statt zur HJ. Mein Vater darf noch nicht einmal eine Hakenkreuzfahne aus dem Fenster flattern lassen, als ein Umzug zu Hitlers Geburtstag durch die Westkotter Straße zieht, enttäuscht läuft er, mein Vater, also die Treppen hinunter und setzt sich auf die Eingangsstufen des Hauses, um dem Singen und Marschieren näher zu sein, den Fahnen und braunen Uniformen und Schaftstiefeln und Breeches und Gamaschen. Genau die kommen plötzlich auf ihn zu, ein Paar Breeches und Gamaschen verlässt den Zug, tritt zu meinem Vater, knallt ihm eine ins Gesicht: "Kannst du die Fahne nicht grüßen?" und reiht sich schnell wieder in den Gleichschritt ein, überprüft noch, ob der Sturmriemen richtig sitzt. Mein Vater hält sich die Backe und weiß gar nicht, was los ist.




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