Wir sollten die Gedanken, die uns besonders lieb und wichtig sind und von denen wir glauben, dass ohne sie unser Seelenleben wie der Schnee in der Sonne dahin schmelzen würde, zwar nicht in Jahrtausend alter Keilschrift schreiben, aber, sie in Worte fassen und in kostbaren Büchern unterbringen, um sie für alle Zeit zu konservieren.
Ob wir traurig, glücklich, zuversichtlich oder enttäuscht sind, immer haben wir unsere Bücher, die unsere Trauer erleichtern, mit denen wir unser Glück teilen und unsere Enttäuschung in Zuversicht verwandeln.
Leseprobe
GEDANKEN, NACHDENKEN, ÜBERDENKEN.
Als ich darüber nachdachte, wie viele Gedanken wir Menschen im
Verlauf unseres Lebens schon gedacht haben, entstand in meinem
Kopf die nicht zu verdrängende Frage, was mit diesen unzähligen Gedanken geschehen ist. Sind sie womöglich in der riesigen
Abfalltonne der Geschichte unwiederbringlich verschwunden,
oder haben sie sich nur versteckt, um zu gegebener Zeit wieder
aufzutauchen und sich in die Gestaltung der Zukunft einzumischen.
Ich bin davon überzeugt, dass Gedanken, weil sie so vielschichtig und in ihrer Gestalt und Wirkung sehr unterschiedlich sind,
sorgfältig sortiert werden müssen. Konkret gesagt, es gibt wichtige und unwichtige, liebe und böse, glückliche und traurige,
mutige und feige und noch viele andere Gedanken, dabei misst
jeder Mensch seinen eigenen Gedanken eine ganz besondere Bedeutung bei. Er wird das Sortieren der Gedanken selbstverständlich nicht objektiv vornehmen können. Damit aber eine einigermaßen schlüssige Struktur in die Bearbeitung kommt, folgende
Überlegungen bzw. Vorschläge:
Weil ich mir darüber im klaren bin, dass Gedanken immer das
Ergebnis sehr subjektiver Kopfarbeit ihrer jeweiligen Produzenten
sind, mache ich den Vorschlag, um den Gehalt unserer Gedanken
nicht in der Mülltonne der Geschichte verfaulen zu lassen, diese
zunächst einmal folgendermaßen zu sortieren.
Zuerst sollten wir die Gedanken, die uns besonders lieb und
wichtig sind und von denen wir glauben, dass ohne sie unser
Seelenleben wie der Schnee in der Sonne dahin schmelzen würde,
zwar nicht in Jahrtausend alter Keilschrift schreiben, aber, sie in
Worte fassen und in kostbaren Büchern unterbringen, um sie für
alle Zeit zu konservieren.
Zweitens schlage ich vor, die für unsere physische Existenz
notwendigen Gedanken in unzerstörbare Tagebücher zu schreiben um dann, wenn es nötig ist, auf ihre existentiellen Wahrheiten
und Informationen zurückgreifen zu können.
Zum dritten fordere ich dazu auf, dass wir unsere bösen und
hässlichen Gedanken unwiderrulich in der großen Müllverbrennung des Vergessens auf ewige Zeit aus unserem Leben
verschwinden lassen. Vorwiegend fallen mir dabei die Gedanken an Krieg, Waffen, Diktatur, Gewalt, Folter, Unterdrückung,
Grausamkeit, Unmenschlichkeit, Proft, Gewinn und Gier ein.
Bei der Sortierung könnten wir alle literarischen Formen verwenden, um unsere Gedanken aufzubewahren. Ich denke, die
Hauptsache ist, neben der Vernichtung der bösen und hässlichen
Gedanken, dass die guten und schönen Gedanken über unser
Leben hinaus erhalten bleiben.
Wer nicht daran glaubt, dass eine solche Vorgehensweise
möglich ist, wird in Zukunft zwar trotzdem seine besonders
lieben Gedanken haben, diese aber, wenn er sie nicht vergisst,
spätestens nach seinem Tod ebenfalls sterben werden. Auch seine
existentiellen Gedanken werden ihm, wenn er sie nicht sortiert
und konserviert hat, ziemlich sicher wenn er sie benötigt, nicht
zur Verfügung stehen.
Das beste Ergebnis der vorgeschlagenen Sortieraktion wird
aber die Vernichtung unserer bösen und hässlichen Gedanken
sein. Eine Welt ohne Krieg, Waffen, Diktatur, Gewalt, Folter, Unterdrückung, Grausamkeit, Unmenschlichkeit, Gewinn, Profit
und Gier wäre wahrhaft menschlich.
Das schönste und glücklichste jedoch, sozusagen unsere
»Keilschrift« werden die kostbaren zu Büchern gebundenen Gedanken sein.
Ob wir traurig, glücklich, zuversichtlich oder entäuscht sind,
immer haben wir unsere Bücher, die unsere Trauer erleichtern,
mit denen wir unser Glück teilen und unsere Entäuschung in
Zuversicht verwandeln. Wir können außerdem unsere kostbaren
Gedanken, also die, die in Büchern aufgeschrieben, manchmal
richtige Kunstwerke sind, öffentlich machen, damit jeder Interessierte sich über sie informieren und wenn es gut geht, an ihnen
teilhaben kann.
Es besteht noch eine weitere Möglichkeit. Wenn die Bücher alt
oder zerlesen sind, können wir mit Zuversicht und Mut die alten
mit den neuen Gedanken zu neuen Büchern zusammenfassen.
Die neuen Bücher bilden sozusagen die Grundlage für eine sich
ständig verbessernde Bibliothek der menschlichen Gedanken.
Ich will nicht versäumen zu bemerken, dass die neuen Bücher über unsere Gedanken zu einem späteren Zeitpunkt zu ganz
anderen Ergebnissen kommen können und sich durchaus eine
andere Einordnung unserer Gedanken ergeben kann.
Die Titel des Nordpark-Verlages können über jede gute Buchhandlung bezogen werden.
Dort berät man Sie gern.