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Löns in Bückeburg (Auszug)
Von Thomas Dupke


Löns trug jedoch selbst dazu bei, daß sich seine Stellung - sowohl gesellschaftlich als auch beruflich - nicht festigte und er ein Außenseiter in Bückeburg blieb. Er verkrachte sich mit dem Drucker der Zeitung, der sich mehrmals über ihn bei dem Konsortium beschwerte. Am 21. August 1908 klagte der Hofdrucker Grimme, daß Löns sich weigere, »die Liquidation der Korrespondenten und Mitarbeiter über redactionelle Beiträge sachlich zu prüfen und die Honorare dafür zu bestimmen.« Im Dezember 1908 kam es zum Streit, da Löns es kategorisch abgelehnt hatte, die Börsenkurse, die telefonisch durchgegeben wurden, aufzunehmen. Löns gab schließlich klein bei, zumal er zu dieser Tätigkeit vertraglich verpflichtet war. Als Grimme aber am 16. März 1909 den Vorwurf erhob, Löns sei »arbeitsunfähig« gewesen und zwar nicht zum ersten Mal, stand Löns' Anstellung zu Disposition.
Tatsächlich hatte Löns in Bückeburg wieder angefangen, übermäßig zu trinken, teils weil die geselligen Verpflichtungen des Redakteurs einen gewissen Alkoholkonsum miteinschlossen, teils weil seine Frustrationen zu groß wurden. Lisa Löns berichtete, daß ihr Mann bei dem Umzug nach Bückeburg »gerade seine längste abstinente Pause hinter sich (hatte), die ihm glänzend bekommen war. Nun traute er sich in dem kleinen Ort nicht dabei zu bleiben, denn Sie wissen, solche Leute wurden früher nur angeulkt und so fing die Trinkerei wieder an.« Lisa Löns sah vor allem in der Alkoholsucht ihres Mannes den Grund für seine Entlassung. 1910 schrieb sie aus Bückeburg an einen Freund ihres Mannes: »Er hat sich seine Stellung lediglich durch das Trinken hier untergraben, und er hat es mir auch selbst gesagt. In so einem kleinen Orte ist es nicht einerlei, wenn jemand einen Tag im Grabe gefunden und am anderen auf der Strasse ...« In solchen Situationen mußte Lisa für ihren Mann einspringen und seine Arbeit übernehmen: »Wenn er morgens früh um 5 oder 6 betrunken nach Hause kam, war es natürlich, daß er um neun kein Manuskript für den abholenden Setzer fertig hatte. Dann mußte ich auf dem Schreibtisch zusehen, was ich eben druckfertig machen konnte, während der Bote wartete.« Das Produktionsgespann Löns funktionierte also auch in der Bückeburger Zeit, und der Anteil Lisa war wohl noch größer als in Hannover, so daß sie quasi als Mitverfasserin mancher Artikel oder Feuilletons Hermann Löns' gelten kann. Lisas Unterstützung konnte letztendlich aber nicht vertuschen, daß ihr Mann öfters zu betrunken war, um seiner Arbeit nachgehen zu können. Das Zeitungskonsortium zog daraus schließlich seine Konsequenzen und sprach am 29. März 1909 die Kündigung aus, die zum 30. September wirksam wurde.


Abdruck in: Hermann Löns: Duodez mit freundlicher Genehmigung des Claassen Verlages, Hildesheim, jetzt München, in dessen Reihe Lebensläufe die Biographie erschienen ist.


ISBN 3-935421-01-X
28 S.  geheftet
EUR 5,50
Erscheinungsjahr 2001


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